Ich beschäftige mich seit längerem mit dem Thema Mikroplastik. Je mehr ich lese, desto schlechter fühle ich mich. Alleine, dass aktuelle Studien zeigen, dass bis 2050 (sprich in 31 Jahren) mehr Plastikteile als Fische in unseren Weltmeeren schwimmen macht mir wirklich Angst. Nach heutigem Stand sind bereits rund 140 MILLIONEN TONNEN Plastik im Meer zu finden und jedes Jahr kommen 8 MILLIONEN TONNEN dazu. Doch woher kommt der Plastikmüll, wie entsteht überhaupt Mikroplastik und warum ist das denn so gefährlich?
Als Mikroplastik werden alle Plastikteile bezeichnet, die kleiner als 5 mm sind. Heutzutage finden wir sie überall: im arktischen Eis, in der Tiefsee, sogar in unserer Nahrung. Gelangen diese Kleinstteile in unsere Meere, wirken sie ein wenig wie Magnete und sammeln Giftstoffe an. Diese Giftstoffe werden dann von Meeresbewohnern gefressen, da diese das Mikroplastik nicht von ihrer üblichen Nahrung unterscheiden können. Wenn die Tiere an ihrer “Nahrungsumstellung" nicht verenden, landen viele davon bei uns auf dem Teller – inklusive des Mikroplastiks, den wir dann wiederum zu uns nehmen. Bisher gibt es noch keine Langzeitstudien darüber was das Mikroplastik auch in unseren Körpern anrichtet. Ich denke, wir können uns sicher sein, dass das nicht gut sein kann. Aber Mikroplastik wird nicht nur übers Meer “entsorgt", sondern wir finden diese Partikel auch in der Luft und im Boden. Nehmen wir den Staub in unserer Wohnung: dieser besteht zu 90% aus Plastik. Wenn wir putzen und gründlich sauber machen, nehmen wir die Partikel auf, spülen sie dann mit dem dreckigen Putzwasser ins Klo oder den Abfluss und schon wieder gelangen die Partikel in Flüsse oder Meere. Auch grössere Kunststoffe zerfallen früher oder später zu Mikroplastik. Und da 50% des weltweit produzierten Kunststoffs nur einmal verwendet wird und danach entsorgt wird, ist auch dieser Betrag beachtlich.
Die Entstehung von Mikroplastik
Der grösste Verursacher ist unsere Kleidung. Viele unserer Anziehsachen bestehen aus synthetischen Fasern. Beim Waschen gelangen abgebrochene Kunststofffasern über das Abwasser in Flüsse und Meere. Synthetische Textilien verursachen 35 % der Verschmutzung, denn mit jedem Waschgang gelangen immer wieder neue Schadstoffe ins Abwasser. Eine Studie belegt, dass eine Stadt wie Berlin täglich ein Volumen an Mikrofasern freigibt, das über einer halben Millionen Plastiktüten entspricht – und das bloss durchs Waschen. Eine wirklich erschreckende Grösse.
Eine weitere Ursache sind Ablagerungen, die wir in Städten oder bei uns zu Hause finden. Reifen- und Schuhabriebe machen einen grossen Teil der Mikroplastikverschmutzung aus. Aber auch Kunststoffartikel, die in der Luft zu finden sind. Diese atmen wir dann ein oder sie sickern über den Boden in das Grundwasser. Beides keine guten “Entsorgungsmöglichkeiten".
Die Plastikproduktion selber verursacht auch ausreichend Mikroplastik, um das Problem signifikant zu vergrössern. Um Plastik herzustellen, werden Granulate, Pulver oder Flocken genutzt. In jeder Phase der industriellen Produktion zu Plastik entweichen kleine Mikropartikel und verschlimmern die Situation ebenfalls. Aber auch Boote und Fischernetze enthalten giftige Chemikalien, die in der Umwelt hängen bleiben und ins Meer sickern. Eine erschreckend hohe Anzahl an Mikroplastik finden wir in unserer Kosmetik, sprich dem, was wir uns täglich auf die Haut schmieren. In der Kosmetik nennt man die Partikel Mikrobeads und auch wenn Ländern anfangen, diese zu verbieten, sind sie doch noch vielerorts zu finden. Zum Beispiel in Duschgels, Seifen, Sonnenschutz oder Cremes. Die Partikel absorbieren wir dann über die Haut oder spülen sie in den Abfluss.
Weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass der Abrieb von Schuhen und Reifen weltweit einen erheblichen Anteil an Mikroplastik ausmacht. Genauer gesagt verursacht jeder von uns pro Jahr ca. 1 kg Kunststoffpartikel, nur weil wir auf Strassenbelagen laufen und Schuhe anhaben. So gelangt Mikroplastik auch in die abgelegensten Regionen. Voraussichtlich werdet ihr jetzt ebenfalls erschrocken sein und denken: “oh Gott, was kann man denn dagegen tun?". Daher gehe ich gleich weiter zu den Lösungen.
Einfache Lösungen für Euch
Anstatt Kunstfasern zu kaufen, können wir auf Naturmaterialien umsteigen. Leinen, Baumwolle etc. sind wesentlich verträglicher für die Umwelt als Synthetik. Gerade bei Anziehsachen kann da ein grosser Unterschied gemacht werden. Anstatt dass ihr jetzt alle eure Klamotten wegschmeisst, könnt ihr auch ein Wäschenetz nutzen, dass die Mikroplastikpartikel filtert und im Netz fängt anstatt sie mit dem Abwasser wegzuspülen. Beim Kauf von Kosmetik solltet ihr – auch eurer Gesundheit zuliebe – schauen, dass Stoffe wie Polyethylen, Polypropylen oder Nylon nicht in euren genutzten Produkten vorhanden ist. Viel Naturkosmetik verzichtet auf all diese Stoffe und bietet tolle Alternativen in der Verpackung an. Zum Beispiel unserer festen Kosmetikprodukten sind alle frei von Plastik und nachhaltig verpackt.
Verzichtet wo immer es geht auf Plastik. Denn umso weniger Plastik wir nutzen, desto weniger muss langfristig produziert werden. Dadurch gelangt weniger Plastik in den allgemeinen Kreislauf. Nutzt Unverpackt-Läden und kauft Obst und Gemüse ohne Verpackung ein. Sucht Alternativen, denn die gibt es. In dem gleichen Atemzug ist darauf hinzuweisen, dass ihr als Käufer Macht habt. Hinterfragt nicht nur euer Verhalten, sondern auch das der Produzenten. Unterstützt lieber die, die Lösungen anbieten und daran arbeiten, Probleme wie Mikroplastik anzugehen anstatt sie zu ignorieren. Setzt euch mit dem Thema allgemein auseinander. Das hilft euch zu verstehen, was passiert, warum es passiert und für euch Möglichkeiten zu definieren, was ihr tun könnt. Nutzt zum Bespiel keine Einwegprodukte mehr, verwendet auch auf ungewöhnliche Weise Dinge weiter, tauscht mit Freunden etc. Es gibt unzählige Möglichkeiten.
Zu guter Letzt und wenn ihr daran interessiert seid, unterstützt doch diejenigen, die aktiv nach Lösungen suchen. Räumt im Urlaub den Strand auf, spendet Geld an Organisationen, die Lösungen entwickeln oder redet einfach mit anderen über das Problem und überzeugt sie von euren Lösungsansätzen. Für mich steht fest, dass Nichts zu tun keine Alternative mehr ist. Ich bin jetzt super motiviert, mich noch mehr mit Alternativen auseinander zu setzen. Falls ihr noch nicht ganz so motiviert seid wie ich, habe ich noch ein wirklich spannendes Video für euch, dass ihr euch unbedingt anschauen solltet: TheStoryofMicrofibers Ich hoffe ich habe euch ein wenig über das Problem informieren können und würde mich wie immer freuen, den ein oder anderen von euch zu etwas Neuem motiviert zu haben.
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