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GREENWASHING IM ALLTAG

Euch allen ist Greenwashing bestimmt ein Begriff. Es geht darum nicht sonderlich nachhaltige Dinge nachhaltig aussehen zu lassen. Das bedeutet vor allem oftmals, dass nur bestimmte Dinge angesprochen werden oder unschöne Dinge kreativ umgangen werden. Es wird nicht aktiv gelogen, sondern einfach alles ins gute Licht gerückt.

Saisonal und Regional

Die einfachste Art nachhaltig einzukaufen, ist regionale Läden zu unterstützen und saisonal einzukaufen.

Denn auch wenn die Ananas aus Südamerika sagt, dass sie Bio ist, heisst das nicht, dass sie nachhaltig ist. Genauso bei Produkten, die einfacher zu vergleichen sind. Die Bio-Erdbeeren aus Spanien sind vielleicht nicht mit Pestiziden behandelt und sind biologisch angebaut worden, aber wirklich nachhaltig sind sie nicht. Beachtet Transportwege, Arbeitsbedingungen, Preispolitik, Unterstützung der Bauern durch Politik und dann auch, was Bio unter der Definition des jeweiligen Landes denn wirklich bedeutet. Denn nicht überall versteht man unter Bio dasselbe wie wir. Im Vergleich dazu gibt es Erdbeeren aus der Schweiz, die nicht Bio sind. Dafür wissen wir, dass die Arbeiter auf den Feldern faire Löhne erhalten, die Produkte wenig lange transportiert worden sind und auch hier der Einsatz von schädlichen Stoffen streng kontrolliert wird. Ich sage nicht, dass lokal immer besser ist und jede Entscheidung muss erneut abgewogen werden. Aber lasst euch beim Kauf nicht einfach nur von Bio blenden, sondern hinterfragt auch weiter. Das gleiche gilt übrigens auch für Klamotten. Ist das Bio-Baumwollshirt, welches in einer Fabrik mit Kinderarbeit in Bangladesch hergestellt wurde wirklich besser als ein Shirt, dass unter fairen Bedingungen regional hergestellt wurde? Diese Frage muss schlussendlich jeder für sich beantworten, aber mir ist wichtig, dass ihr versteht, dass Bio nicht immer gut ist und auch hier Greenwashing betrieben wird: Bio ist ein Aspekt des Ganzen. Ich zum Beispiel berücksichtige in folgender Reihenfolge: finde ich lokale Bioprodukte, kaufe ich diese. Finde ich nur lokale Produkte dann kaufe ich diese bevor ich Bio-Produkte kaufe. 


"Natürliche Inhaltsstoffe"

Gerade im Bereich Kosmetik und Hygiene ist die Phrase natürliche Inhaltsstoffe ganz gross im Kommen. Auch hier werden oftmals Informationen in den Vordergrund gestellt, die ablenken von anderen Bereichen. Denn viele Produkte haben zwar AUCH natürliche Inhaltsstoffe, aber eben auch ganz viel Chemie. Parabene oder Haltbarmacher, die uns alles andere als guttun. Aber der Verbraucher stoppt oftmals bei der Aussage «natürlich» und vertraut dem Unternehmen genug, um das Produkt ohne weitere Fragen zu kaufen.


Auch andere Dinge im Bereich Greenwashing sind mir in letzter Zeit verstärkt aufgefallen. Der Trend der festen Seifen zum Beispiel. Es gibt viele Hersteller, die sich mit der Herkunft ihrer Inhaltsstoffe und deren Wirkung wirklich auseinandersetzen und tolle Seifen herstellen. Doch mittlerweile spielen die grossen Player hier auch mit und oftmals verkaufen sie die gleichen Seifen vielleicht mit weniger Verpackung oder aber mit einem Anteil mehr natürlicher Inhaltsstoffe, aber wirklich nachhaltig ist das nicht. Das ändert rein gar nichts an den anderen schädlichen Produkten, die im Produktionsprozess genutzt werden, das sagt nichts darüber aus, wo Rohstoffe bezogen werden, das ändert auch nichts an Arbeitsbedingungen und das macht das Produkt auch nicht lokal. Aber auf den ersten Blick wird vermittelt «schau mal, wir sind jetzt nachhaltig».


Und dazu noch ein Fakt: natürliche Inhaltsstoffe müssen aus einem natürlichen Rohstoff stammen, aber diese können auch aus anderen Stoffen im Labor hergestellt werden. 


Die Macht der Siegel und Labels

Ein Siegel oder ein Label soll Vertrauen vermitteln. Der Konsument soll sich sicherer fühlen, denn das Produkt ist gelabelt, also scheinbar von einer neutralen Firma bewertet worden. Doch auch hier wird viel Schandluder betrieben.

Nicht jedes Label hat zwingend eine neutrale Bewertung dahinter, sondern ein Label kann auch selber erstellt werden.

Ein Supermarkt kann zum Beispiel sagen, dass alle Produkte in Regal X regional sind und er dem ganzen ein Regio-Label gibt. Nun müssen diese Angaben auch auf den einzelnen Verpackungen vermerkt sein, aber im ersten Augenblick denkt der Kunde, super, alles regional da kann ich ohne Probleme einkaufen. Das auch durch das Vertrauen in den Supermarkt. Das nutzt dieser für sein eigenes Label. Der Kunde vertraut und kann potentiell trotzdem getäuscht werden. Verschenkt euer Vertrauen nicht leichtfertig, sondern hinterfragt kritisch. Hier ist zum Beispiel ein Einkauf in einem kleinen Laden oftmals von Vorteil, denn das Personal weiss genau, woher die Produkte kommen und was im Angebot ist. 


Tolle Versprechen!

Eine generelle Regel im Bereich Greenwashing ist, umso geschwollener und umständlicher die Beschreibung des eigenen Tuns, desto wahrscheinlicher möchte man von etwas ablenken oder aber nicht alle Fakten auf den Tisch legen.

Oftmals ist es tatsächlich so, dass viele Firmen ihre wirklich nachhaltigen Bemühungen gar nicht gross thematisieren. Mir ist das letztens passiert, als ich überlegt habe zu einem grünen Hoster für den Webshop zu wechseln. Ich habe einen gefunden, der hatte alle Informationen online, aber sehr kritisches Feedback. Und dann habe ich direkt bei meinem aktuellen Hoster angefragt, wo faktisch null Informationen online ist. Das erste Feedback war schon einmal super: die Anfrage wurde weitergeleitet, an denjenigen, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt in der Firma. Und dann bekam ich eine ellenlange Rückmeldung mit einer sehr kritischen Auseinandersetzung des eigenen Tuns und einer Beschreibung was aktuell passiert und was in Planung ist. Man merkte richtig, dass sich die Firma mit dem Thema auseinandergesetzt hat und wirklich etwas macht. Inklusive Nachweisen etc. Aber kommuniziert wird nichts. Und das sehe ich noch so oft. Nicht immer sind die toll, die am lautesten Brüllen. Ganz im Gegenteil. Wer wirklich Ahnung hat, von dem Thema Nachhaltigkeit braucht keine animierten Videos oder ellenlange Texte, um das eigene Bemühung zu erläutern. Wer aber eigentlich nicht viel macht, dafür aber 4 Seiten braucht um das zu erklären, der verdient in meinen Augen auch keine «nachhaltige Aufmerksamkeit». Denn das ist Greenwashing.


Ich möchte hier gar nicht den Eindruck vermitteln, dass ihr keinem Unternehmen vertrauen dürft. Aber ihr solltet dies nicht leichtfertig machen. Vertraut auf euren Bauch und hinterfragt kritisch, wenn euch etwas auffällt. Und scheut euch auch nicht davor, an die Unternehmen direkt heranzutreten und dort nachzufragen. Das beruhigende ist ja, dass die Anzahl an Firmen, die Greenwashing betreiben maximal genauso gross ist, wie die Anzahl an Firmen, die sich ernsthaft mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und tolle, innovative Ansätze finden.

Und genau diese Firmen freuen sich immer über kritisches Feedback und konstruktive Kritik, denn nur so wird man besser und entwickelt gemeinsam eine nachhaltige Zukunft. Ich hoffe euch helfen die Tipps weiter, um die ein oder andere Stolperfalle zu umgehen.


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