Heute beginnt für viele Kinder wieder die Schule. Oder aber sie gehen wie meine Nichte, zum ersten Tag in den Chinsgi. Es ist Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht und ich bin immer wieder überrascht, wie aus einem so kleinen Baby ein so neugieriges und wissbegieriges Mädchen werden kann, und das in nur 4 Jahren. Im Falle meiner Nichte, und ich denke das trifft auf viele andere Kinder ebenfalls zu, ist kein Thema sicher und es gibt keine Frage, die man nicht stellen kann. In diesem Zusammenhang kommen auch immer wieder Fragen auf, die etwas mit der Umwelt zu tun haben, man erklärt, warum man kein Essen verschwendet, wie der Kreislauf der Natur funktioniert, welche Zusammenhänge es gibt etc. Und dabei fällt mir immer wieder auf, wie wissbegierig diese Informationen von den Kindern aufgenommen werden und auch verarbeitet werden. Ich bin daher absolut überzeugt, dass Nachhaltigkeit bereits ein Thema ist, dass mit Kindern thematisiert werden sollte und ich habe ein paar Ideen gesammelt, wie man dies machen kann.
Was man liebt, dass schützt man
Zunächst einmal ist wichtig, dass Kinder einen Bezug aufbauen, zudem, was es zu schützen gilt. Sprich, sie müssen die Natur mit all ihren Facetten kennen und lieben lernen, denn dann werden sie automatisch daran interessiert sein, diese zu schützen und langfristig wertschätzen zu können.
Und wie lernen Kinder am besten? Durch Anfassen, Fühlen und Erleben. Dies kann wunderbar im Wald oder auf Wanderungen geschehen. Während man einfach durch die Natur schlendert, kann darauf hingewiesen werden, warum Bäume wachsen und was sie brauchen, um sich zu entwickeln. Bei älteren Kindern kann auch in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass es bei den vielen heissen Tagen, die wir im Sommer haben, schwierig ist, dass Bäume genug Wasser bekommen und deshalb oft braune Blätter haben.
Bezieht bei euren Erklärungen bzw. den Gesprächen auch den Kreislauf der Natur mit ein. Sprich, was passiert, wenn es immer weniger Bäume gibt. Auf wen hat das Auswirkungen, wer leidet darunter, wer profitiert davon etc. Und bitte achtet darauf, auch immer einzubeziehen, wie dies Problem entstanden ist und wie wir es eventuell lösen können. So vermittelt ihr gleichzeitig auch ein Bewusstsein für das Thema Klimaschutz und persönliche Verantwortung.
Den Alltag nachhaltig gestalten
Im Alltag gibt es viele kleine Dinge, die ihr machen könnt, um mit euren Kindern einen nachhaltigen Alltag zu leben und so vermittelt, dass man immer etwas tun kann.
Nehmt Essen für unterwegs von daheim mit. Verpackt es umweltfreundlich in Bento Boxen oder anderen wiederverwendbaren Containern. Habt ebenfalls immer eine Wasserflasche dabei, die ihr bei Bedarf auch wieder auffüllen könnt. Für viele Eltern ist dies schon selbstverständlich, alleine weil ihr eine Menge Geld spart, in dem ihr nicht Hier und Da immer etwas kaufen müsst. Ausserdem bestimmt ihr selber, was eure Kinder zu sich nehmen. Aber erklärt auch euren Kindern, warum das mitgenommene Essen besser ist und die Umwelt profitiert, wenn ihr das konsumiert, was ihr mitgebracht habt.
Gerade beim Wasser sollte immer wieder darauf hingewiesen werden, was dies eigentlich für ein Luxusgut ist und wie gut es uns in diesem Teil der Welt geht, dass wir fast überall trinkbares Wasser haben und das frisch aus Quellen oder dem Hahn. Oftmals schrecken wir davor zurück, Kindern die unangenehmen Wahrheiten zu erklären. Doch ich finde, genau diese Wahrheiten sind wichtig, damit sie lernen, das wertzuschätzen was sie haben. Natürlich gibt es Grenzen und Dinge, die Kinder einfach noch nicht wissen müssen. Jedoch dürfen sie sicherlich wissen, dass es andere Kinder auf dieser Welt gibt, die nicht einfach so den Wasserhahn aufdrehen und Wasser trinken können. Ihr werdet selber wissen, wie viel Wahrheit und unangenehme Themen eure Kinder vertragen können und das sollte natürlich eure Grenze sein. Ich bin nur immer wieder überrascht, wie auch solche Informationen von bereits 4jährigen verarbeitet und durchdacht werden.
Einkaufen ist auch immer wieder ein Erlebnis, was für viele Kinder spannend ist. Und dabei können sie ebenfalls lernen. Zum Beispiel, dass nicht alles verpackt werden muss, sondern man auch dort Veggie-Bags oder ähnliches nutzen kann. Geht mit den Kindern auf den Markt oder in Unverpackt-Läden und thematisiert Saisonalität. Warum können wir im Winter keine Erdbeeren essen, wenn wir darauf achten, regional bzw. lokal einzukaufen etc. Das alles sind Dinge, die für uns selbstverständlich sind und auch für unsere Kinder zum Alltag werden sollten. Macht zusammen eine Liste vor dem Einkaufen und überlegt, was ihr wirklich braucht. Überlegt vielleicht auch, wie ihr Einkaufen spannend machen und eure Kinder neugierig machen könnt, wo Dinge herkommen, wie sie produziert werden etc.
Auch der Kauf von Spielzeug oder Kinderausstattung ist ein grosses Thema. Was brauchen Kinder wirklich, woraus sollten Dinge hergestellt werden, worauf achtet man beim Kauf. Wichtig ist, sich stets zu informieren, bevor der Kaufrausch Überhand nimmt. Was sind die Ansprüche an eure Anschaffung und warum schafft ihr dies überhaupt an? Ich kann es total nachvollziehen, dass man gerade bei Kinderartikeln auf schadstofffreie und nachhaltige Materialien setzen möchte. Zusätzlich würde ich darauf achten, dass alles gesund ist. Im Kopf haben wir dabei zunächst die Kinder, was auch richtig ist. Doch tun wir der Natur häufig auch einen Gefallen, wenn wir auf die Herstellung und die Zusammensetzung von Artikel achten.
Denkt auch stets darüber nach, ob ihr Dinge wirklich neu kaufen müsst. Es gibt so viele Läden, wo Dinge gebraucht gekauft oder sogar nur geliehen werden können. Gerade Ludotheken finde ich super. Wie lange spielen Kinder wirklich mit Dingen und so können sie immer wieder neue Dinge ausprobieren. Somit verzichtet man darauf, zig Sachen daheim dauerhaft rumfliegen zu haben. Ich will damit gar nicht sagen, dass keine Dinge gekauft werden. Das ist richtig und wichtig. Aber ich möchte euch anregen, darüber nachzudenken, ob alles neu gekauft werden muss.
Gerade Anziehsachen für Kinder oder Babys – die braucht man nur kurz und dann wachsen die Kinder schon wieder heraus. Tauschbörsen bzw. Kleiderbörsen gibt es überall – egal ob offline oder online. Ich finde auch die Lektion wichtig, die Kinder dabei lernen. Was man selber nicht mehr braucht, kann abgegeben werden und man trennt sich von Dingen. Ein erster Schritt Richtung Minimalismus. Macht ein Spiel daraus und entscheidet mit den Kindern, welche Dinge sie vielleicht an andere Kinder abgeben möchten und plant vielleicht einen tollen Ausflug mit dem Geld, dass ihr durch den Verkauf von für euch nicht mehr wichtigen Dingen eingenommen habt.
Spielerisches Lernen führt zum Erfolg
Zuletzt ist es in meinen Augen ebenfalls wichtig, dass Kinder auch zu Hause, sprich im Haushalt lernen, wie der Alltag nachhaltig gestaltet werden kann. Stellt einen Essensplan auf und vermeidet die Verschwendung von Essen, nutzt einen Kompost und trennt den Müll. Das kann eine tolle Aufgabe für eure Kinder sein. Es gibt tolle spielerische Arten, wie ihr euren Kindern Mülltrennung beibringen könnt und vermitteln könnt, warum dies so wichtig ist. Schaut, dass ihr Dinge für andere Zwecke wiederverwendet. Zeitung kann zum Basteln genutzt werden, Papier kann mehrfach bemalt werden, Knete kann selber gemacht werden etc. Es gibt wirklich unzählige Dinge, die ihr nachhaltig gestalten könnt und jede Menge Spass bereiten. Und das Beste dabei ist, dass ihr euren Kindern immer wieder vermitteln könnt, wie die Welt funktioniert, worauf wir achten müssen, welche Herausforderungen es gibt und warum gewisse Dinge nicht selbstverständlich sind.
Für viele von euch wird der Anspruch an ein nachhaltiges Leben grösser, sobald Kinder in euer Leben treten. Die «nächste Generation» hat auf einmal ein Gesicht, das man liebt und beschützen möchte. Und das ist toll. Denn je früher Kinder mit dem Thema in Berührung kommen, umso grösser ist die Chance, dass es für sie selbstverständlich wird und sie sich später für eine bessere Welt einsetzen. Damit geht eine Bereitschaft einher Kompromisse einzugehen, um alte Sünden etwas auszubügeln. Natürlich geht es dabei darum, Fragen zwar ehrlich aber vor allem altersgerecht zu beantworten. Scheut euch nicht davor, negative Themen anzusprechen und euren Kindern zu zeigen, dass die Welt manchmal nicht so schön ist. Sie werden es euch später danken und das Thema bereits von Anfang an erst nehmen.
Ich finde es immer spannend, mir zu überlegen, wie ich meiner Nichte erklären kann, warum ich mache was ich mache und warum es so wichtig ist. Und ich freue mich immer wieder, wenn sie empathisch darauf reagiert und totales Verständnis dafür aufbringt, dass Dinge so sind und sich andere Dinge vielleicht ändern müssen. Das gibt mir persönlich die Hoffnung, dass die nächsten Generationen viele Dinge bereits von Beginn an richtig machen und auf unseren Planeten achten werden. Ich hoffe euch wie immer ein wenig inspiriert zu haben und würde mich freuen zu hören, was ihr macht, um euren Kindern das Thema Nachhaltigkeit näher zu bringen.
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