Im Laden stelle ich gerade in vielen Gesprächen mit Kunden fest, dass sie entweder gar nicht recht wissen, was unverpackt einkaufen eigentlich heisst oder die Hemmschwelle als extrem gross empfinden. Ich bin sehr zwiegespalten, was ich darüber denken soll. Einerseits finde ich super, dass sie trotzdem in den Laden kommen und sich informieren wollen und damit der Idee sehr aufgeschlossen gegenüber sind. Anderseits finde ich es erschreckend, dass es nicht schon viel etablierter ist, wenn man sich die aktuelle Situation anschaut.
Ich dachte wir gehen dem Ganzen mal ein wenig auf den Grund. Warum ist unverpackt einkaufen wichtig und wie geht man an das Thema ran.
Das grosse Warum!
Eigentlich ist es ganz schnell beantwortet – wir wollen und sollen Müll einsparen. Und das tun wir am einfachsten direkt an der Quelle. Es ist erschreckend, wie viel Haushaltsmüll entsteht durch den Einkauf. Denkt mal kurz drüber nach, wie viel Verpackung ihr üblicherweise im Einkaufswagen habt. Milch im Karton, Eier in der Verpackung, Nudeln in Plastik, Wurst und Käse jeweils einzeln verpackt, Getränke in PET und manchmal sogar das Bio-Gemüse in Plastik. Jede Menge Verpackung, egal was man anfasst. Ist das denn alles nötig? Die einfache Antwort ist nein.
Die kompliziertere Antwort geht in mehr Detail ein auf Lebensmittelgesetze und solche Dinge, aber die einfache Antwort reicht vollkommen aus um zu wissen, wir brauchen nicht all die Verpackung. Und dort wo wir sie brauchen, wären Mehrwegalternativen weitaus hilfreicher.
Um die Situation noch ein wenig deutlicher zu machen, mache ich noch einen kleinen Abschwenker und erzähle euch kurz, wo denn viel von dem Müll endet, den wir kaufen. Im Meer. Dort endet vor allem alles, was nicht vergänglich ist. Also Plastik. Denn bitte vergesst nicht, dass Plastik nicht vergänglich ist. Viel von dem anderen Müll endet in Verbrennungsanlagen, die wiederum für «unnötig» CO2 produzieren, während sie unnötigen Müll verbrennen.
Nur ein Bruchteil von den gekauften Produkten kann wirklich recycelt werden und zur erneuten Benutzung aufbereitet werden.
Aber auch das Bedarf Energie. Gewisse Recyclingzyklen machen nur in einem regionalen oder lokalen Setting Sinn, andere auch auf grösserem Gebiet. Um den kurzen Exkurs des Warum abzuschliessen, können wir uns glaube ich darauf einigen, dass jede vermiedene Verpackung eine Erleichterung für die Umwelt und unsere allgemeine Situation in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit ist. Leiten wir also gekonnt über zum Thema unverpackt einkaufen.
Unverpackt einkaufen ist genau «fast» genau das wonach es sich anhört. Die Ware werden von den Läden wo möglich in wiederverwendbaren Grossbehältern eingekauft oder haben eine bessere Ökobilanz aufgrund der Grösse der Produkte. So werden Nüsse nicht mehr in 250g Tüten abgepackt, sondern in 2, 5 oder 10 Kilogramm Säcken. So sparen wir eine Menge an unnötiger Verpackung ein. Noch mehr Verpackung wird eingespart, da Kunden ihre eigenen Verpackungen mitbringen, die sie daheim nutzen. Hier geht alles: Tupperware, Glas, Plastik, Papier…Was immer für euch daheim funktioniert, ist hier willkommen.
Die mitgebrachten Behälter werden dann direkt im Laden gewogen. In unserem Fall steht eine Waage direkt im Laden parat, auf die ihr euer Leergefäss nur stellen müsst. Automatisch wird dann eine Etikette ausgelassen, die ihr auch gerne dauerhaft auf eurem Gefäss kleben lassen könnt. Habt ihr das Leergewicht festgehalten füllt ihr ab, was ihr braucht. Das Sortiment in unverpackt Läden reicht von Gewürzen, Ölen, Mehlen, Pasta, Reis, Süssem, Hülsenfrüchte über Müsli und Zucker.
Durch das eigene Abfüllen bestimmt ihr genau, was ihr kaufen möchtet. Entsprechend dem, was ihr braucht und wofür ihr auch Platz daheim habt. Denn das ist einer der Vorteile von unverpacktem Einkaufen. Ihr könnt genau bestimmen, was ihr braucht und einkaufen möchtet. Toll vor allem, wenn man mal etwas ausprobieren möchte und dafür nur kleine Mengen braucht. Auch das eigene Mischen von Müüsli ist ohne weiteres möglich.
Habt ihr euren Einkauf fertig, kommt ihr zur Kasse und dort wird zunächst das Gewicht eurer Verpackung abgezogen und danach die Produkte gewogen. Und schon seid ihr fertig und könnt leckere Köstlichkeiten geniessen.
Oftmals sind Produkte in unverpackt Läden sehr regional oder gar lokal aufgestellt. Die Zusammenarbeit mit Produzenten ist mir als Ladeninhaber sehr wichtig. Man lernt viel über die Produkte, die Produktion und kann so Kunden besser beraten. Aber auch die Stärkung der regionalen Wirtschaft ist mir wichtig. Genauso wie ich als Ladeninhaber angewiesen bin, dass die lokale Bevölkerung bei mir einkauft und nicht lieber in die Stadt oder zu den Grossen auf dem Markt geht, finde ich es wichtig Produzenten in der Region zu finden, die mit mir zusammenarbeiten möchten.
Ein Vorteil vom sehr lokalen Einkauf ist auch die automatische Saisonalität der Produkte. Hier wächst eben nur das, was die Gegebenheiten erlauben. Und so sollte es ja auch sein.
Tatsächlich wird das zu häufig vergessen – im «normalen» Supermarkt gibt es so gut wie fast immer alles. Aber das bedeutet oftmals lange Transportwege, hohe CO2-Ausstösse und andere negative Auswirkungen auf die Umwelt und teilweise auch auf die Produktionsländer bzw. die Produktionsmitarbeiter (im Hinblick auf schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, hohes Arbeitsaufkommen etc.).
Im unverpackt Laden findet ihr vielleicht nicht immer alles, aber ihr könnt euch auf gute Qualität, lokale Produkte und informative sowie persönliche Beratung freuen. Und natürlich zu wissen, dass man etwas Gutes getan hat und die regionale Wirtschaft gestärkt hat.
Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Du bringst deine eigenen Gefässe mit, wiegst diese im Laden und füllst das ab, was und wieviel du haben möchtest. Dann bezahlst du und gehst glücklich und zufrieden nach Hause. Und schon hast du unverpackt eingekauft.
Ich freue mich total über den tollen Austausch mit euch im Laden und auch online zu dem Thema. An dieser Stelle auch gerne noch einmal ein herzliches Danke Schön!
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