Wo früher ein Mann ein Mann war, wenn er mindestens eine halbe Kuh zum Abend gegessen hat, wird man heute manchmal schräg angeschaut, wenn man sagt, dass man ab und an gerne mal ein Stück Fleisch ist. Oder Milch trinkt, oder Eier mag oder oder oder. Man wird oftmals mit vielen Argumenten konfrontiert, warum es toll und wichtig ist vegan zu leben. Und ich habe mich oft gefragt, wie viel Wahrheit steckt denn darin. Lust gemeinsam zu recherchieren?
Der Umwelt zuliebe vegan?
Wir alle wissen, dass die Wahl unseres Essens einen enormen Einfluss hat auf den Beitrag, den wir zur Umweltverschmutzung beitragen. Das geht vor allem auf die CO2-Werte der einzelnen Lebensmittel zurück.
Fleisch ist oftmals sehr CO2-intensiv in der “Herstellung”, so verursacht die Nutztierhaltung laut UNO mehr Treibhausgase als der gesamthafte Verkehr (inklusive der Schifffahrt und Flugverkehr).
Einerseits ist das auf die enorme Menge Futtermittel zurück zu führen, die Tiere aufnehmen, anderseits aber auch auf die Menge Methan, die Kühe in enormen Masse ausstossen. Methan ist 23-mal so klimawirksam wie CO2. Was viele nicht bedenken ist dass somit nicht nur Fleisch alleine eine schlechte Umweltbilanz hat, sondern auch sämtliche Milchprodukte und Eier. In der Schweiz konkret macht die Ernährung übrigens den zweitgrössten Posten bei der Umweltbelastung aus. Es ist sicher ein Unterschied welches Fleisch gegessen wird, so werden für 1 kg Rindfleisch ca. 13 kg CO2 freigegeben, bei Geflügel fallen eher extrem hohe Emissionen durch das Futtermittel Soja an.
Über all diese Fakten muss eigentlich nicht debattiert werden, denn es ist einfach ein Fakt. Fleischproduktion bedarf viel Energie. Doch ich finde um zu schauen, ob ein veganer Lifestyle da wirklich so viel besser abschneidet, würde ich gerne noch einmal anschauen, wie denn die Klimabilanz vieler Ersatzprodukte ist. Nehmen wir zB. Milchalternativen. Hafermilch ist ein beliebter Ersatz, diese stösst in der Produktion ca. ein Drittel weniger CO2 aus im Vergleich zur Kuhmilch. Bei Mandelmilch ist diese Klimabilanz dann schon wieder anders, da Mandeln einerseits viel Wasser brauchen um hergestellt zu werden aber auch viele Pestizide zum Einsatz kommen, um eine gute Ernte zu sichern. Reismilch ist zwar noch besser als Kuhmilch, jedoch unter den Alternativen kein Gewinner. Reisfelder geben viel Methan ab, weltweit ca. 10% der Emissionen die durch Landwirtschaft anfallen.
Auch beim Thema Tofu möchte ich noch einmal genauer hinschauen. Tofu hat als Basis Soja, oftmals welcher der in Südamerika in riesigen Anbauflächen gezogen wird. Es werden Düngemittel und Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die den Boden extrem belasten. Ein noch viel grösseres Problem ist die Abholzung des Regenwaldes, der dem immer wachsenden Bedarf nach Soja Platz machen muss.
Ich möchte hier gar nicht mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen, aber wer tatsächlich der Umwelt zuliebe vegan lebt, der sollte konsequent genug sein, auch alle Alternativen sehr kritisch anzuschauen. Grundsätzlich gilt, so lokal wie möglich und immer vorab informieren, auch über die offensichtlichen Themen hinaus.
Aber wenn das geschieht, dann muss fairerweise gesagt werden, ist ein veganer Lebensstil ein umweltfreundlicherer Lebensstil.
Bitte beachtet, dass ich diese Aussage jetzt mal darauf beziehe, dass sowohl ein veganer als auch ein Fleischesser bei anderen Lebensmittel auf saisonale und regionale achten bzw. diese berücksichtigen.
Bin ich als Veganer gesünder?
Vorab sollte festgehalten werden, dass die langfristigen Folgen einer veganen Ernährung noch nicht ausreichend erforscht sind. Es ist aber bewiesen worden, dass der Verzicht auf tierische Produkte bei einer ansonsten ausgewogenen Ernährung keine Nachteile für die Gesundheit bietet. Doch ehrlicherweise braucht es dafür oftmals ein wenig Aufwand und viel Informationen. Nährstoffe wie Beta-Carotin, Folsäure oder Vitamin C sind meist besser als bei Fleischessern, jedoch mangelt es Veganer häufig an Kalzium, Eisen oder essentielle Fettsäuren. Diese könnten auch durch pflanzliche Produkte gedeckt werden, jedoch muss man eben wissen, was man essen muss. Fairerweise möchte ich hier einschieben, dass bei dem Hauptteil der Veganer ein solches Nährstoff-Defizit kein Problem darstellt, da durch ihren gesünderen Lebensstil weniger Nährstoff-Bedarf vorhanden ist und ihnen somit kein Mangel erscheint.
Es gibt mittlerweile auch genug Studien zu Zusammenhängen von Veganismus und Diabetes, Übergewicht oder anderen chronischen Krankheiten und auf alle wirkt es sich positiv auf. Jedoch zeigt sich bei all diesen Studien, dass ein langsamer Einstieg in das Thema oftmals positivere Ergebnisse gibt als ein radikaler Kompletteinstieg. Heisst das nun aber, dass eine fleischbasierte Ernährung schlechter ist als eine vegane Ernährung? Abschliessend kann dies glaube ich nicht beantwortet werden, es ist aber klar, dass all die positiven Effekte einer veganen Ernährung dann auftreten, wenn die Ernährung wirklich durchdacht und ausreichend abwechslungsreich erfolgt. Dennoch gibt es für Leute, gerade ohne Vorbelastungen, kein Grund sich vegan zu ernähren, wenn sie es nicht eh wollen. Auch eine “normale” Ernährung ist gesund, so lange alles in Massen genossen wird.
Sollen wir nun alle vegan leben?
Wenn wir alle nur die Umwelt im Auge habe und unsere eigene Gesundheit in den Vordergrund stellen wollen, dann ist die Antwort hier wohl ja. Ich bin ehrlicherweise ziemlich überrascht, denn gerade die positiven Effekte auf die Gesundheit habe ich bisher nicht so auf dem Schirm gehabt. Mir war klar, dass Fleischkonsum nicht immer positiv ist, gerade wenn das Fleisch mit Medikamenten vollgepumpt ist etc. aber mir war nicht bewusst, dass gerade bei Vorbelastungen eine vegane Ernährung so einen positiven Effekt haben kann.
Ich für meinen Teil habe nun Lust bekommen, mich mal einen Monat vegan zu ernähren um zu sehen, wie sich das auf mein Wohlbefinden ausübt und wie leicht es mir fällt. Gerne berichte ich euch, wie mein Experiment so funktioniert =)
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