Zero Waste hat an sich eine doppelte Bedeutung. Wir übersetzen es in der Regel mit «null Abfall», doch genauso bedeutet Zero Waste «null Verschwendung». Das finde ich vor allem im Thema Ernährung so wichtig. Wie viel schmeissen wir denn ehrlicherweise wirklich weg an Lebensmitteln? Entweder weil sie uns schlecht werden, wir falsch geplant haben oder wir uns auf einmal nicht mehr erinnern können, was wir denn damit geplant haben.
Und darum geht es im Thema Zero Waste: mehr Ressourcen und Energie zu verbrauchen in einer schnelleren Zeit, als die Erde diese erneuern kann. Damit wir wieder ein Stück näher zu einem nachhaltigen Lifestyle kommen, möchte ich mich heute dem Thema Zero Waste Ernährung widmen. Und dabei gar nicht mal nur auf den Abfall, sprich Verpackungen, eingehen, sondern auch darauf, wie wir es verhindern können, Lebensmittel zu verschwenden.
Nehmen wir der Erde die Ressourcen weg?
Warum ist das denn aber eigentlich wichtig, abgesehen von der Ressourcenfrage? Oftmals geht ein Zero Waste Lifestyle auch mit einer Verbesserung der eigenen Gesundheit einher. Wir konzentrieren uns viel mehr, was wir unserem Körper zufügen und wie wir ihn füttern. Dabei sparen wir nebenbei noch Geld und Zeit, weil eine bessere Planung für effizienteres Handeln steht.
Lokal ist super!
Der Markt hat den Vorteil, dass er von vornherein nur saisonale Lebensmittel anbietet. So passen wir unser Kochverhalten wieder mehr den Gegebenheiten unseres Wohnortes an. Frische Erdbeeren gibt es eben nur im Sommer und Spargel gibt es auch nicht das ganze Jahr. Auf Kürbisse müssen wir bis Herbst warten. Dafür gibt es Kartoffeln und Äpfel das ganze Jahr. Lasst euch inspirieren, was ihr beim Bauern auf dem Markt oder in seinem Hofladen findet und überlegt euch, was ihr daraus tolles zaubern könnt. Bei Fragen, nutzt auch das Know-How der Produzenten. Oftmals haben Bauern bzw. Produzenten tolle Ideen, was alles aus ihren Produkten gezaubert werden kann.
Ein weiterer Vorteil vom Markteinkauf ist, dass ihr selber ganz genau die Menge bestimmen könnt. Je nach Lagerfähigkeit der Produkte oder aber auch euren Lebensumständen, kauft ihr genau so viel, wie ihr jetzt braucht und geht lieber zwei oder drei Mal die Woche. So verhindert ihr, dass ihr Produkte wegschmeisst, die ihr unnötiger Weise wegen grossen Verpackungen gekauft habt. Denn das macht die Lebensmittelindustrie noch geschickt: oftmals sind die offen verpackten oder kleineren Mengen von Lebensmitteln im Verhältnis viel teurer als die grossen. Also lassen wir uns vom Geldbeutel leiten und kaufen die grösseren, schmeissen aber im Endeffekt viel weg und haben dadurch auch nichts gespart.
Muss es immer der Grossmarkt sein?
Einen Laden in der Nähe zu haben, dem man sein volles Vertrauen entgegenbringen kann, ist Gold wert. Wie toll ist es, dort jeden zweiten oder dritten Tag seine Produkte frisch einzukaufen und zu wissen, dass man damit noch etwas Gutes tut? Ich persönlich finde das super. Gerade wenn ihr in der Stadt wohnt und vielleicht nicht den riesen Platz habt, ist es schwierig Lebensmittel richtig zu lagern, sodass sie lange haltbar und geniessbar sind.
Ich habe das Problem immer mit Kartoffeln: wie oft die anfangen zu keimen, weil ich sie zwar dunkel aber nicht kühl genug lagern kann. Ich ärgere mich so oft, wenn sie dann schlecht werden, deshalb kaufe ich jetzt exakt die Menge, die ich für mein Essen benötige und nicht mehr. Der Rest ist besser im Laden aufgehoben, denn die wissen wie sie Kartoffeln lagern können und haben die richtigen Kapazitäten. Und ich habe dann jedes Mal frische, schöne Kartoffeln – win win für alle =)
Planung ist dein bester Freund!
Der zentralste Tipp für eine verschwendungsfreie Ernährung ist Planung. Setzt euch einmal die Woche oder einmal im Monat hin und schreibt einen Essensplan. Erlaubt darin, auch ein wenig Luft. Denn oftmals kommt was dazwischen, was wir nicht eingeplant haben und schon hinkt der ganze Essensplan, den wir so sorgfältig aufgestellt haben.
Optimalerweise leitet ihr aus eurem Essensplan gleich eine Einkaufsliste ab, wo ihr aufteilt, was wann eingekauft werden muss. Toll ist bei einer solchen Planung ebenfalls, dass ihr extrem abwechslungsreich und oftmals auch ausgewogener esst. Denn wenn ihr auf einem Zettel seht, wie oft ihr tatsächlich Spaghetti mit Pesto esst, fällt es euch eher auf, als wenn ihr einfach mal macht und euch am Ende fragt, wie oft ihr das jetzt diesen Monat gegessen habt.
Durch die Planung werden auch unnötige Einkäufe verhindert, sodass ihr euren Geldbeutel nebenbei auch noch schont. Ich empfehle euch aus eigener Erfahrung, einen Restetag alle zwei Wochen einzuplanen. Bei uns bleibt oft etwas übrig, weil sich Pläne ändern oder oder oder. Und so kann dieser Tag genutzt werden, um Reste zu verputzen anstatt diese wegzuschmeissen.
Oft kommt es anders als man denkt…
Tipp 3 ist die perfekte Überleitung für dieses Thema. Wie oft passiert es bei euch, dass ihr entweder spontan eingeladen werdet, doch noch etwas unterwegs mit Freunden esst oder aber auf einmal zwei hungrige Menschen bei euch mit am Tisch sitzen? Bei uns gerne mal. Deshalb versuche ich Gerichte so zu planen, dass ich sie entweder einfach ausfallen lassen kann oder aber ganz einfach erweitern kann. Easy Gerichte zum ausfallen lassen, sind zum Beispiel Nudeln mit Tomatensauce. Da wird nichts schlecht wenn ich die Nudeln nicht koche und die Tomaten im Glas gehen mir auch nicht über. Mache ich die Sauce aus frischen Tomaten, kann ich die Sauce trotzdem kochen und friere sie einfach ein. Gerichte, die sich super verlängern lassen, sind Suppen oder Aufläufe. Schmeiss einfach noch ein wenig «Reste» rein und schon reicht es für mehr hungrige Mäuler. Dies versuche ich in meinem Essensplan zu berücksichtigen.
Denn, auch wenn dieser generell tageweise durchgeplant ist, brauche ich mit meinem Lebensstil ein wenig Flexibilität um auch mal Dinge hin und her zu schieben. So kann ich dann auch Unvorhergesehenes abfangen und ärgere mich nicht, weil mir etwas schlecht geworden ist.
Reste sind definitiv nicht für den Abfall!
Wie oft habt ihr Reste beim Essen? Einfach weil ihr falsch geplant habt oder doch jemand nicht ganz hungrig war. Bei uns passiert das häufig. Wegschmeissen tun wir diese nicht, zumindest nicht gleich, aber so oft passiert es uns, dass sie dann im Kühlschrank vergessen werden und wir sie dann nach einer Woche entsorgen. Total unnötig und auch frustrierend.
Ich versuche das Problem zwar bei der Wurzel zu packen und gleich die richtige Menge zu kochen, aber das gelingt einfach nicht immer. Ich habe mir nun angewöhnt, gleich bei der Essensplanung darauf zu achten, dass eventuelle Reste mit eingebunden werden können. Gibt es zum Beispiel Montags Nudeln, schaue ich, dass es spätestens Donnerstags noch mal welche gibt. Habe ich welche übrig, werden die einfach am Donnerstag mitgegessen. Eine andere tolle Alternative ist, einfach hier und da mal einen bunten Gemüseauflauf oder eine Suppe einzuplanen. Da kann alles verschwinden und es schmeckt trotzdem immer noch super.
Einfach mal selber machen
Für mich persönlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich viel daheim koche. Einfach weil ich auch Spass daran habe. Schaue ich nur zu meiner besseren Hälfte, sieht die Welt schon ganz anders aus. Mein Mann hat einfach nie wirklich Spass am Kochen gefunden und deshalb macht er es auch nicht. Meine Mission ist es also seit zig Jahren ihn ans Kochen heran zu führen und es ihm schmackhaft zu machen. So langsam nähern wir uns dem Ziel =) Ich finde es wichtig, dass man kochen kann. Denn so weiss man einerseits genau, was man isst, spart Geld und kann anderseits auch darauf achten, dass man ausgewogen und gesund isst. Und Mengen können genau angepasst werden.
Einen Schritt weiter kann man natürlich auch gehen. Vor allem auch um Zero Waste in seinen Alltag zu bringen. Butter selber machen, Käse selber herstellen, Milch zaubern, Brot backen, Nudeln selber herstellen und sein eigenes Gemüse oder Obst heranziehen. Ich finde das alles super und habe an vielen dieser Themen eine Menge Spass. Aber natürlich kommt es immer darauf an, wo ihr wohnt und wie ihr wohnt. Nicht jeder hat Platz für einen Gemüsegarten, doch selbst dann kann auf dem Balkon oder sogar Indoor Kräuter gepflanzt werden oder Tomaten gezüchtet werden. Schaut euch nach den Möglichkeiten um, die zu eurem Lebensstil passen. Ich bin mir sicher, es wird sich etwas finden.
Richtig lagern ist der halbe Erfolg
Einer meiner grössten Schwachstellen, denn bis ich angefangen habe, mich mit dem Thema Aufbewahrung zu beschäftigen, habe ich gefühlt 90% der Lebensmittel falsch gelagert. Tomaten in den Kühlschrank, Bananen mit anderen Früchten etc. Dabei sind alle Informationen zu diesem Thema so einfach auffindbar und man ist schon fast ein wenig ignorant, wenn man diese nicht nutzt. Ich schmeisse viel weniger Lebensmittel weg, seit ich weiss, wie ich sie lagern muss.
Und es gibt zig tolle Methoden: Foodwraps fürs Käse und Gemüse, Glasschüsseln für Reste, Boxen für Kartoffeln etc. Ich empfehle euch, die Zeit zu investieren und zu schauen, wie ihr sowohl frische Lebensmittel als auch lagerfähige Lebensmittel richtig verstauen müsst, damit ihr lange was davon habt. Genauso bei Dingen, die ihr einfriert. Ich war erschrocken, wie wenig lange sich Dinge offiziell im Kühler halten im Vergleich zu dem, was ich immer dachte. Genauso wie bereits zubereitetes Essen: richtig gelagert, habt ihr lange was davon. Ansonsten habt ihr Verschwendung und Ekel beim Wegschmeissen. Einfach nur unnötig.
Tausche Tomate gegen Dill
Ihr habt von dem einen zu viel, euch fehlt aber etwas anderes? Dann fragt doch mal bei euren Nachbarn, ob ihr tauschen könnt oder verabredet euch mit Freunden, um gemeinsam eure Reste zu kochen und schaut einfach mal, was dabei so rauskommt. Scheut euch auch nicht, eure nicht genutzten Dinge mitzubringen, wenn ihr eingeladen seid. Wer sagt denn, dass es immer eine Flasche Wein sein muss, die ihr mitbringt. Ich habe vor einer Weile von einer Freundin eine Zucchetti aus dem Garten ihrer Tante bekommen und habe mich riesig gefreut und leckere Zoodles daraus gezaubert. Denkt einfach mal um die Ecke und ich bin mir sicher, euch fallen noch ganz viele tolle Alternativen ein, die ihr mit euren Resten machen könnt. Denkt dabei vielleicht auch mal ans Backen und nicht nur kochen. Die gleiche Freundin hat nämlich auch Zucchetti einfach in Brownies gebacken und die waren super saftig und mega lecker.
Ihr seht, es gibt wirklich unlimiert Möglichkeiten, Zero Waste Ernährung einfach und simpel in sein Leben einzubinden und ich bin mir sicher, dass ihr vielleicht schon einiges macht. Vielleicht nicht der Umwelt zuliebe, sondern euch oder eurem Geldbeutel. Das ist aber mindestens ein genauso guter Grund. Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn der ein oder andere ein paar Tipps für mich hat. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Tipps und Möglichkeiten mich in diesem Bereich (neben den vielen anderen :P) zu verbessern.
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