Wir alle lieben Partys, gehen gerne in den Ausgang und fühlen uns noch mal richtig jung. Doch wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, ist es erschreckend wie wenig nachhaltig feiern ist. Clubs haben durchschnittlich einen CO2-Ausstoss von 67 Tonnen jährlich, das ist genauso viel wie 20 Flüge nach Tokio und retour. Diese Emissionen entstehen vor allem durch die Kühlung, Lichter und den allgemeinen Stromverbrauch. Doch auch die Feiern, die man zu Hause ausrichtet, sind häufig nicht nachhaltig. Oft wird auf Einweggeschirr zurückgegriffen oder die Getränke werden aus Kostengründen in Grossmengen gekauft und dann in Plastikbechern ausgeschenkt. Das macht auch insofern Sinn, als dass viele von uns nicht genügend Teller und Gläser für alle 30 oder mehr Partygäste zu Hause haben. Ich habe für euch ein paar Anregungen zusammengetragen, wie ihr bei eigenen Partys, aber auch in Clubs nachhaltiger feiern könnt.
Die eigene Party nachhaltig machen
Oft schickt ihr ja vor der Party eine Einladung per Whatsapp oder per Social Media an eure Freunde. Je nachdem wo ihr lebt, ist es natürlich nicht immer machbar, dass alle mit den ÖV anreisen oder gar das Velo nutzen. Weist doch in der Einladung noch einmal darauf hin, an welcher Haltestelle die Gäste aussteigen müssen, wenn sie mit den Öffentlichen anreisen. Oder fordert die «ewigen» Autofahrer auf, eine Fahrgemeinschaft zu bilden, auch wenn sie sich vielleicht nicht kennen. So gibt es dann auch nur wenige designierte Fahrer und alle anderen können ausgelassen feiern.
Habt ihr ein Party-Motto? Ich persönlich liebe eine gute Mottoparty, vor allem, weil man sich vorher voller Vorfreude darauf vorbereiten und kreativ werden kann. Je nach Motto hat aber nicht jeder etwas zu Hause, aus dem er eine angemessene Verkleidung basteln kann. Überlegt doch, ob ihr bei der Suche nach dem passenden Motto etwas findet, was einfach umsetzbar ist. Ich habe in letzter Zeit viel über «Kleidertausch-Partys» oder «Zero-Waste Feiern» gelesen. Selber war ich noch nie auf einer solchen Party, aber gerade die Kleidertausch-Geschichte klingt so, als könnte sie der ganzen Party gut einheizen.
Wenn ihr also die Einladungen verschickt und ein Motto gefunden habt oder auch entschieden habt, kein Motto zu haben, ist es Zeit für die weitere Planung. Was gibt es zu Essen? Was möchten wir trinken? Hier kann super auf Regionales und Lokales gesetzt werden. Ist euch mal aufgefallen, wie viele kleine Brauereien oder Gin-Destillerien es gibt, die echt spannende Dinge produzieren? Oft sind sie etwas teurer, das stimmt, aber dafür achten viele von ihnen auf nachhaltige Produktionsweisen und auf die Inhaltsstoffe. Und vielleicht ist es ja ein Kompromiss, lieber weniger Partys im Jahr zu schmeissen, aber dafür nachhaltiger zu feiern und mehr Budget auszugeben. Das Tolle an Brauereien ist ja vor allem, dass sie wieder viel mehr Bier in Flaschen abfüllen, sodass ihr hier schon mal die Extra-Gläser eingespart habt. Die könnt ihr dafür bei den Mixgetränken nutzen. Ich lege gerne noch etwas Washi-Tape und einen Marker bereit, sodass jeder sein Glas mit dem eigenen Namen versehen kann. So erkennt man sein Glas den ganzen Abend wieder.
Beim Essen achte ich persönlich gerne darauf, dass es regionales und saisonales Finger Food gibt. So spare ich mir die vielen Teller und jeder kann einfach ein wenig snacken. Je nachdem was es gibt, braucht es vielleicht Servietten. Hier könnt ihr ganz nachhaltig sein und Stoffvarianten verwenden oder aber welche besorgen, die aus Recyclingpapier hergestellt wurden. Die sind vielleicht nicht immer so schön wie andere, aber dafür nachhaltig. Und zum Hände und Mund abwischen reicht es allemal.
Kommen wir nun zu einem meiner Lieblingsthemen: Dekoration! Ich liebe es, die Wohnung zu dekorieren, wenn eine Party stattfindet. Leider sind viele Dekorationsartikel nicht nachhaltig. Ich setze hier gerne auf selbstgemachte Dinge aus Papier. Wenn ihr keine Lust habt, euch vorher hinzusetzen und eine Bastelstunde einzulegen, schaut doch beim Einkauf, ob ihr Dinge aus Papier findet. Zur Zeit sind ja PomPoms und sämtliche Wimpel angesagt, die können leicht aus Papier hergestellt bzw. gekauft werden. Beim Licht können LED-Lichterketten oder Kerzen genutzt werden. Bei denen solltet ihr aber schauen, aus welchen Materialien sie bestehen. Ansonsten nutzt doch einfach das, was ihr eh daheim habt. Zimmerpflanzen oder andere Alltagsgegenstände eigenen sich häufig prima. In eurem Deko-Konzept sollte auch das Thema Recycling einen Platz finden. Stellt genügend Mülleimer auf und zeigt euren Gästen, wo die Glasflaschen hingehören und wie ihr den Müll gerne getrennt haben möchtet.
Ich bin mir sicher, dass eure Gäste nicht merken werden, dass sie nachhaltig feiern, wenn ihr sie nicht extra darauf aufmerksam macht. Ich bin mir aber auch sicher, dass ihnen auffallen wird, was ihr für tolle Biere oder lokale Spirituosen gefunden habt und wie lecker euer Essen ist. Beim Aufräumen könnt ihr die Deko, die das wilde Feiern überstanden hat, ja einfach wegräumen und beim nächsten Mal wiederverwenden. So spart ihr Zeit und Geld. Noch eine kurze Anmerkung zum Schluss: die Verwendung von Mehrwegartikeln macht noch mehr Sinn, wenn ihr auch nachhaltige Reinigungsmittel wie Spülmittel oder Waschmittel nutzt, um die Dinge wieder sauber zu bekommen. Das gilt auch bei den Putzmitteln, die ihr bestimmt braucht, wenn die Party erst einmal vorbei ist.
Nachhaltig auswärts feiern
Wenn ihr in den Ausgang geht, habt ihr häufig nicht so viele Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit des Events zu beeinflussen. Ein paar Tipps gibt es aber auch hier. Informiert euch vorab, ob der Club oder die Bar, die ihr besuchen möchtet, nachhaltig ist. Wenn ihr vollkommen offen seid, wo es hingeht, schaut doch gezielt nach Clubs und Ausgangslocations, die nachhaltig sind. Es gibt solche, die tatsächlich das Thema voll umsetzen und auch auf Energieeinsparungen etc. achten , aber es reicht ja schon, wenn die Getränkeangebote lokal bzw. regional sind (kurze Inspiration: es gibt tatsächlich Clubs, die ein Konzept entwickelt haben, durch die Tanzbewegungen Strom zu erzeugen).
Habt ihr eine Location gefunden, schaut wie ihr anreisen könnt. Checkt die öffentlichen Verbindungen oder ob ihr das Velo nehmen könnt. Wenn ihr das Auto oder ein Uber nehmen müsst, schaut, dass ihr euch zusammentut. So gibt es nur einen designierten Fahrer und mehr Feierwütige.
Euch wird auffallen, dass «Grüne Clubs» oft etwas teurer sind, entweder bei den Eintritten oder beim Blick auf die Getränkekarte. Das liegt nicht unbedingt daran, dass sie die hippsten Plätze sind, sondern dass sie einfach andere Investitionen haben, um den Status «nachhaltig» zu erhalten. Bedenkt dies und seht euren Eintritt oder den Getränkekauf als Unterstützung an. Während ihr eure Taschen packt um loszuziehen, packt doch schnell euren wiederverwendbaren Strohhalm ein. Vielleicht trinkt ihr an dem Abend den einen oder anderen Cocktail oder braucht noch ein Kaltgetränk, wenn ihr auf dem Weg nach Hause seid. So könnt ihr dem Barkeeper immer sagen «bitte ohne Strohhalm». Ihr werdet sehen, manchmal regt alleine diese Bemerkung spannende Gespräche an.
In der Location könnt ihr bei dem Blick auf die Karte schauen, dass ihr regionale Getränke bevorzugt und vor der Bestellung fragt, ob die Getränke im Glas serviert werden. So verzichtet ihr bewusst auf Einwegbecher, die auch für den Club oder die Bar nicht recyclebar sind. Ich persönlich finde nachhaltig sein im Ausgang noch etwas schwerer, als wenn ich selber eine Party organisiere und mich damit auseinandersetzen kann.
Schliesslich werden auch nicht alle Entscheidungen im Ausgang mit klarem Kopf getroffen. Doch auch hier gilt: Übung macht den Meister! Es sind immer die kleinen Schritte, die es irgendwann ganz selbstverständlich machen. Und wenn ihr nur einen der oben aufgeführten Schritte beachtet, macht ihr schon mehr als viele andere. Von daher seid nicht so streng mit euch und vergesst nicht, Spass beim Feiern zu haben. Egal ob daheim oder im Ausgang!
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spass!
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