Seid ihr euch bewusst, dass auch Banken nachhaltig sein können? Wie sie Geld verwalten, in welche Projekte investiert wird und wie man allgemein mit Daten, Papier etc. umgeht, spielt dabei ebenso eine wichtige Rolle. Aber wie könnt ihr das denn nun beeinflussen?
Warum braucht es nachhaltiges Banking überhaupt?
Wenn ihr euch diese Frage stellt, dann seid ihr sicherlich nicht alleine. Grundsätzlich geht es beim nachhaltigen Banking darum, dass mit dem angelegten Geld kein Schandluder betrieben wird. Vereinfacht gesagt. Mit herkömmlichen Investments wird vor allem darauf geachtet, dass die Rendite für den Kunden gross ist, denn solche Produkte verkaufen sich besser. Und was sich besser verkauf, dass bringt auch mehr Einnahmen für die Bank und damit höhere Einkommen für die Entscheider. So funktioniert es zumindest bisher.
Wir haben ein Konto, vielleicht auch noch ein Sparkonto und mit diesem Geld arbeitet die Bank. Kredite werden vergeben, in Anlagefonds investiert und hier und da auch einmal spekuliert. Das oftmals mit dem Ziel der grössten Gewinnmaximierung.
Als normaler Kontoinhaber haben wir erst einmal gar nichts davon, denn mit unserem Geld wird zwar Geld verdient, aber wir bekommen davon ja nichts. Das passiert erst, wenn wir selber aktiv anlegen. Dann haben wir oftmals auch eine grössere Chance, Einfluss zu nehmen, was mit unserem Geld denn genau passiert. Vor allem dann, wenn wir wie so oft, nachhaken und auf einen guten Informationsfluss bestehen und diese Aussagen noch einmal gegen checken.
Für viele Sparer oder Kontoinhaber ist es gar nicht so offensichtlich, dass mit dem eigenen Geld *gearbeitet” wird. Für uns sieht es ja immer so aus, als wäre es physisch irgendwo in einer Schublade, die unsere Kontonummer hat. Aber dem ist halt nicht so.
Neben Krediten für Häuser oder andere Käufe investieren Banken auch in Firmen oder Energieunternehmen. Regelt eine Bank nicht, wo sie investieren dürfen, kann es gut passieren, dass euer Sparkonto Waffenhersteller die Möglichkeit gibt, noch mehr Waffen zu produzieren. Oder aber ein Unternehmen unterstützt wird, die aktiv Menschenrechte verletzten. Oder ihr auf einmal – passiv natürlich – ein Kohlekraftwerk finanziert.
Würde euch jemand fragen, ob ihr damit aktiv einverstanden seid, würden wohl die meisten von euch sehr deutlich “nein” sagen. Aber durch die aktuell gelebte Bankkultur ist es überhaupt nicht ersichtlich, wo Banken investieren und was mit dem Geld geschieht. Denn auch bei Banken gilt, über Geld – in dem Fall das “Anlagevermögen” der Bank – spricht man nicht und es wird aktiv versucht, eine transparente Kommunikation zu vermeiden. Mit der letzten grossen Bankenkrise ist dies zurecht in die Kritik geraten. Bänker haben Gelder verspielt und die Existenzen von Menschen aufs Spiel gesetzt auf der Suche nach dem grössten Profit. Versteht mich hier bitte nicht falsch: nicht alle Bänker sind profitorientierte Monster (ich bin ja sogar mit einem verheiratet), aber eine Bank ist ein Unternehmen, welches auf Profit aus ist. Und ich würde mich mal aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass es dort auch wichtiger ist, maximale Profite zu erzielen im Vergleich zu anderen Unternehmen. Wo war ich stehen geblieben, die Bankenkrise. Nachdem die Blase geplatzt ist und die Banken von den Steuerzahlern gerettet worden sind, wurde zu Recht der Ruf nach mehr Transparenz und Regulationen laut, die das Geld schützen sollten. Und da wurde auf einmal auch vermehrt über das Thema Nachhaltigkeit im Banking gesprochen.
Nachhaltiges Banking
Unter nachhaltigen Banking versteht man nichts anderes als ethische Investments, eine soziale Anlagepolitik oder auch kurz dass das geparkte Geld für positive Zwecke eingesetzt wird. Es gibt genug Potential, auch hier Geld als Bank zu verdienen. Vielleicht sogar mehr, wenn man sich das Marktpotential von nachhaltigen Firmen anschaut und die Entwicklung auf dem Markt allgemein. Kunden wollen Nachhaltigkeit und Kunden wollen Transparenz. Es wird deutlich gemacht, dass es risikoreich ist für Banken und den Finanzdienstleistungssektor ist, diesen Trend zu ignorieren. Denn mit sämtlichen Auflagen, die erlassen werden, wird es schwieriger traditionelle Investments überhaupt noch zu machen.
Nachhaltiges Banking verzichtet im allgemeinen häufig auf Spekulationen und investiert in die Realwirtschaft.
Das heisst in richtige Unternehmen, die Kredite beantragen, anstatt in Unternehmen, die einen Marktwert von zig Milliarden haben, weil sie aktuell mega gross sind, aber wo faktisch kein realer Wert dahinter steckt, sollte die Blase platzen. Banken, die nachhaltig investieren, unterstützen häufig auch im Ausland sogenanntes Microfinancing. Das haben wir in der Uni intensiv besprochen und ich finde es extrem spannend. Oftmals werden diese Finanzierungen im Ausland angeboten für Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen wollen und einfach eine Anschubfinanzierung brauchen. Es sind oftmals wirklich kleine Beträge die benötigt werden, aber es gibt einen konkreten Rückzahlungsplan, Hilfe bei der Aufstellung und somit eine Entwicklung zu einem langfristig gesicherten Einkommen. Das Endziel ist hier, die Armut der Weltbevölkerung in den Griff zu bekommen. Toll ist, dass oftmals Frauen von solchen Investments profitieren.
Es gibt so viel tolle Erfolge, die euer Geld beeinflussen kann, während es auf dem Konto liegt. Wichtig ist einfach, dass ihr euch kritisch damit auseinander setzt, wohin ihr euer Geld gebt und was damit passiert.
Die Antwort ist hier nicht, das Geld einfach unters Kopfkissen zu legen, dafür gibt es genug nachhaltige Anlagemöglichkeiten. Ich möchte auch noch einmal kurz verdeutlichen, dass nachhaltiges Banking nicht nur ein Thema ist für diejenigen unter euch, die ein Sparkonto haben oder Vermögen anlegen.
Auch auf dem alltäglichen Konto, wo euer Gehalt eingeht und die Miete abgeht etc. ist eine nachhaltige Entscheidung wichtig. Durch eure Kontogebühren wird der erste Grundstein gelegt, dass die Banken überhaupt existieren können und sich nachhaltig engagieren können.
Ich selber habe erst angefangen mich in der Tiefe mit dem Thema zu beschäftigen. Sicherlich bin ich auch ein wenig spät dran, aber irgendwie habe ich da bisher immer die Augen fest verschlossen. Doch das ändert sich nun. Und umso mehr ich lese, umso wichtiger ist es mir, eine gute Lösung für mich und umdenker zu finden. Und vor allem umso spannender finde ich es, was denn da aktuell passiert und was mit Geld alles so angestellt wird.
Wer also Lust hat, sich ein wenig auszutauschen zum Thema nachhaltiges Banking – ich bin hier und freue mich extrem!
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